Die Diskussionen, die von der SV angeregt und ihrem Engagement bestimmt war, dauerte bis zum Beschluss in der Schulkonferenz ca. ein Jahr und durchlief alle Gremien. Eine Gesamtübersicht der Planungsaspekte zeigt die viele zu beachtenden Ebenen und Aspekte auf. Ein zeitlich terminerter Plan mit den wesentlichen Bearbeitungsschritten der Vorbereitung und entsprechenden Abbruchkriterien brachte Sicherheit und erwies sich auch als Plan für die Festelgung von teilbereichen und entsprechend verantwortlichen Personen als sehr hilfreich.
So konnten wir bald nach dem Schulkonferenzbeschluss eine Verfassung des Staates „Dönhausen“ (vgl. Foto zur Verfassung) diskutieren, erstellen und beschliessen. Davon ausgehend bildeten sich Parteien, fand Wahlkampf für die Sitze im Parlament statt, wurde Firmen gegründet, bewarben sich „Arbeitnehmer/innen“ um Jobs in diesen Firmen und musste das Arbeitsamt von Dönhausen die Arbeitssuchenden verteilen. Außerdem wurden die Materialbedarfe angemeldet, eine Kasse bzw. Bank des Staates Dönhausen gegründet, die eine eigene Währung herausgab, und der Einkauf der benötigten Waren geregelt bzw. durchgeführt.
Im Februar 2013 war es dann endlich soweit - wir waren für eine Woche der Staat „Dönhausen“.
Anbei findet man einige Materialien dieser auswendigen und langwierigen Vorbereitung.

Wie überzeugt man eine Schule davon, für eine Woche den Unterricht gegen ein Planspiel auszutauschen?
Das geht nur, wenn das Planspiel verspricht, dass es für alle Beteiligten Lerneffekte gibt.
Aber von Anfang an: Was ist überhaupt Schule als Staat?
In dem Planspiel verwandelt sich die Schule für eine Woche in einen demokratischen Staat, in dem alle SchülerInnen und LehrerInnen die Bevölkerung bilden. Elementare Basis ist, dass alles SchülerInnen und LehrerInnen gleichgestellte BürgerInnen sind. Die Rahmenbedingungen werden durch ein Organisationsteam gestellt, das in unserem Fall die Schülervertretung und viele engagierte Arbeitsgruppen gebildet haben. Innerhalt dieser Rahmenbedingungen hat sich der Staat von selber geformt und entwickelt, wie es die Bevölkerung durch Wahlen, Streiks und der Wirtschaftlichkeit der Betriebe beeinflusst hat.
Was waren die pädagogischen Ziele?
- mehr Eigeninitiative von SchülerInnen
- gestärktes gemeinschaftliches Handeln
- erste Berufsorientierung
- Förderung der Schul-Identität
- Eigenverantwortliches und strukturiertes Arbeiten
- Gestärktes demokratisches Grundverständnis und Kenntnis der Wirtschaft
Kaum war die Schulkonferenz überzeugt, ging es an die Planung:
Dank der Bedingung für die Durchführung aus der Schulkonferenz, dass verbindliche Friste gesetzt werden, wurde nach und nach in verschiedenen Aspekten das Planspiel zum Leben erweckt.
Im Bereich der Politik gab es:
- eine demokratische Verfassung für den neu gegründeten Staat Dönhausen
- frei gegründete politische Parteien
- ein direkt gewähltes Parlament mit einem Staatspräsidenten und Ministern
- Beamte und staatliche Institutionen
Im Bereich der Wirtschaft gibt es:
- eine Zentralbank mit einer eigenen Währung, dem Dönhofdollar
- Über 100 Betriebe, die eigenständig wirtschaften
Im Bereich der Gesellschaft gibt es:
- Polizei, Richter und ein Standesamt
- Kulturbetriebe, wie z. B. das Theater
- Presse
Und als die Woche näher kam …
… wurde immer mehr organisiert. Aber durch die zunehmende Begeisterung der SchülerInnen und der zunehmenden Unterstützung der LehrerInnen ist unser Team von einigen wenigen zu sehr vielen geworden, was die Arbeitsteilung der sehr unterschiedlichen Aufgaben erleichtert hat.
Während das eine Team fleißig Sponsoren gesucht habt, haben andere die Gründung der Betriebe und die Aufteilung der Angestellten übernommen. Die Räume wollten verteilt werden, das Geld gedruckt und der Einkauf für das Warenlager mussten getätigt werden. Und irgendwie hat es sich zu einem Ganzen gefügt.
Im Februar 2013 war es dann endlich soweit - wir waren für eine Woche der Staat „Dönhausen“.
Der Montag war als Vorbereitungstag gedacht, an dem in den ersten beiden Schulstunden die Grundzüge der Demokratie im Klassenzusammenhalt angesprochen wurden. In den beiden folgenden Stunden haben sich die klassen- und altersübergreifenden Betriebe zusammengefunden und alles für den Spielstart am Dienstag vorbereitet.
Von Dienstag bis Donnerstag war der Staat für alle interessierten Besucher mit einem Visum geöffnet während alle BürgerInnen ihren Rollen im Staat nachgegangen sind.
Es wurde gebacken, geknüpft, gefeiert, geheiratet, gesungen, geschauspielert, verklagt, vor Gericht vertreten, bewacht, gekocht, diskutiert, Gesetze erlassen, Reden gehalten, Bericht erstattet und gelernt.
Es ist längst nicht alles so gelaufen, wie es geplant war. Aber aus jedem Fehler hat jemand gelernt: Ob es die Betriebe waren, die gleich am ersten Tag kein Geld mehr hatten, die BürgerInnen, die sich neue Berufe suchen musste, die logistische Herausforderung die ganze Schule mit Material zu versorgen, die endlosen Diskussionen im Parlament oder die Inflation am Donnerstagnachmittag.
Wir haben alle gemerkt, wie schwer es ist, ein funktionierender Staat zu sein und, dass es ebenso wichtig ist, sich an Regeln und Gesetze zu halten, wie dass man sich in einer Gesellschaft einbringt und seinen Teil zum Gelingen beisteuert.
Der Freitag bildete den Abschlusstag, an dem die Schule wieder in den Ausgangszustand gebracht wurde und es zu einer Nachbesprechung und Evaluation wieder im Klassenverband gekommen ist.
Hier, unter diesem Link, findet man eine kleine Auswahl an Fotos von der Eröffnungs-Pressekonferenz bis zum Abschluss.
26.02.2014: Herzogtum direkt
Schule als Staat - Möllner Gymnasium wird zu Dönhausen

Mölln (aa). „Schule als Staat“ - so heißt eine von langer Hand vorbereitete Projektwoche am Marion Dönhoff Gymnasium in Mölln. Start der groß angelegten Aktion ist am 31. März, das Ende am 4. April, wie die Schülersprecher Julia Hardkop und Jan Ole Krugmann sowie deren Stellvertreterin Antonia Klipp gestern (25. Februar) im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gaben.
„Die Idee ist nicht neu“, verrät Jan Ole Krugmann. Doch auch wenn das Spielprinzip sehr dem Möllner Stadtspiel ähnlich ist, käme die Inspiration, ein Gesellschafts- und Demokratieplanspiel in der Schule umzusetzen, nicht aus Tillhausen. Vielmehr war eine Delegation des Möllner Gymnasiums vor etwas mehr als zwei Jahren in der Schule in Trittau zu Gast, als dort gerade dieses Projekt durchgeführt wurde. Begeistert von der Umsetzung entschlossen die Mitglieder der damaligen Schülervertretung des Marion Donhöff Gymnasiums „Schule als Staat“ auch in Mölln durchzuführen. „Das war in der Entstehung gar nicht so unproblematisch“ beschreibt der stellvertretende Schulleiter Rüdiger Behrend die Ausgangslage. Man hätte die anfängliche Planung seitens der Schulleitung „sehr skeptisch“ beurteilt. So wechselte unter anderem während der rund zwei jährigen Vorbereitungszeit die Zusammensetzung der Schülervertretung. Hier kam es unter anderem auf eine vollständige Infoübergabe an. Zudem waren gewisse Vorgaben zu erfüllen. Doch das alles wurde gemeistert, so dass Rüdiger Behrend sich jetzt von der Leistung seiner Schüler beeindruckt zeigt: „Ich sehe im Moment kaum noch einen Stolperstein. Die Schüler haben unheimlich viel Zeit in das Projekt investiert. Hut ab!“
So wird sich die Schule Anfang April für drei Tage (plus je einen Tag der Vor- und Nachbereitung) in den Stadtstaat Dönhausen verwandeln, in dem die rund 1.000 Schüler und 70 Lehrer als gleichberechtigte Bürger leben werden. Sie arbeiten entweder in selbst gegründeten oder staatlichen Betrieben in den Bereichen Wirtschaft und Kultur. Wobei es durchaus passieren kann, dass in Firmen ein Lehrer als Angestellter eines Schülers arbeitet.
Das Leben in Dönhausen wird durch eine von den Schülern ausgearbeitete und abgestimmte Verfassung geregelt. Über dieser Verfassung steht allerdings immer noch die allgemeine Haus- und Pausenordnung der Schule. Weiter wird es Parteien geben. „Diese machen die Gesetze. So wird die Politik von den Schülern für die Schüler gemacht“, erklärt Jan Ole Krugmann. Im Laufe des Projekts soll sich zeigen, was kann Politik und wo liegen die Grenzen. Krugmann: „Das Ganze darf auch scheitern.“ Es wird aber auch Richter und Beamte geben, wie Julia Hardkop weiter aufzählt.
Insgesamt ist das Ziel des Projekts, die Schüler zu mehr Eigeninitiative anzuregen. In den Betrieben erproben sie sich in gemeinschaftlichem, verantwortungsbewusstem und strukturiertem Handeln. Hierbei wird vor allem in den heterogen zusammengestellten Unternehmen der Austausch zwischen jüngeren und älteren Schülern gefördert. Neben einem verbesserten Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Schule erhofft man sich, dass am Ende auch ein besseres Grundverständnis für wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge sowie Politik entsteht, wie Antonia Klipp verdeutlicht. Gerade für die jüngeren Schüler sei daher die Vor- und Nachbereitungsphase wichtig.
In Dönhausen wird es eine eigene Währung geben, den Dönhoff Dollar. Mit dieser Spielwährung können produzierte Waren gekauft werden. Aber auch die Unternehmen müssen ihre Rohstoffe zur Produktion mit der Währung zahlen. Jeder Schüler hat einen Eigenanteil von zehn Euro gezahlt, um einen Grundstock für den Staatshaushalt zu erwirken. „Wir würden uns aber über weitere Sponsoren freuen“, so der Aufruf von Julia Hardkop an die Möllner Bevölkerung.
Vom 1. bis 3. April sind Gäste in Dönhausen herzlich willkommen. Jeder kann bei Interessse zwischen 7.30 und zirka 14 Uhr vorbeikommen und als Tourist die Stadt besuchen. Nötig ist dafür lediglich ein Visum, das gegen eine geringe Gebühr erworben werden kann. Auch Einkaufen wird ermöglicht, gegen einen noch nicht bekannten Wechselkurs kann Euro gegen harte Dönhoff Dollar eingetauscht werden.
01.04.2014: Lübecker Nachrichten
Möllner besuchen Dönhausen
Mölln. Eine Projektwoche der besonderen Art veranstalten in dieser Woche Schüler und Eltern im Möllner Marion-Dönhoff-Gymnasium. Noch bis Freitag wird die Schule zum Staat „Dönhausen“ mit eigener Verfassung und eigener Währung. Es wurden mehr als 100 Betriebe gegründet, in denen Mitarbeiter aus verschiedenen Stufen gemeinsam zusammenarbeiten. Etwa 1000 Schüler und 70 Lehrer machen mit.
Eine Universität, ein Schmuckladen, ein Asiatischer Imbiss, eine Musikschule, eine Fotoschule oder etwa ein Standesamt stehen zur Verfügung. Während des Planspiels können in der Zeit von 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr jederzeit Besucher kommen. Wer in „Dönhausen“ vorbeischaut, bekommt ein Visum und kann sein Geld in den Dönhoff-Dollar umtauschen, um die Wirtschaft in dem kleinen Staat zu unterstützen. Seit Beginn des Schuljahres hat die Schülervertretung (SV) das Projekt organisiert. Die Einwohner von „Dönhausen“ sollen möglichst realistisch das öffentliche Leben und die Arbeitswelt kennen lernen.