Laienkanzel? Was ist das eigentlich? Zugegeben, dieser Begriff ist nicht jedem geläufig. Auch wir als Religionskurs der Stufe Q1 (2017) bei Frau Behrens konnten im ersten Moment nicht wirklich sagen, worum es sich hierbei handelt. Die Antwort ist naheliegend: eine Kanzel, die von Laien übernommen wird. Dieses besondere Angebot im Lutherjahr 2017 bot verschiedenen Menschen die Möglichkeit, im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes einmal selbst einen Bibeltext auszulegen.

Mit der Anmeldung unseres Kurses für eine dieser Predigten begann dann auch schon die Planungsphase, denn konkrete Vorstellungen, wie wir die uns überlassenen zwanzig Minuten gestalten könnten, hatten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Eines war aber von vornherein klar: wir wollten keine klassische Predigt im Sinne eines zwanzigminütigen Monologs halten. Daher entschieden wir uns für ein Anspiel. Inhaltlich einigten wir uns darauf, dass unsere Bibelauslegung einen Bezug zu den im vorherigen Halbjahr behandelten Wundergeschichten haben sollte. Aus einer Auswahl unserer Lieblingstexte entschieden wir uns schließlich für die Wundergeschichte vom „Seewandel des Petrus“ (Mt 14, 22-33). In dieser geht es um das Thema „Angst und Vertrauen“. Während die Jünger nachts auf einem Fischerboot einen so heftigen Sturm erleben, dass sie fürchten, mit ihrem Boot unterzugehen, sehen sie eine weiße Gestalt auf dem Wasser, die sich ihnen nähert. Zuerst glauben sie, einen Geist zu sehen, doch dann erkennen sie Jesus. Petrus bittet Jesus, ihn über das Wasser zu sich zu rufen, sodass er zu ihm kommen kann. Doch nach wenigen Schritten auf dem Wasser beginnt er zu zweifeln und beginnt zu versinken. Jesus zieht den Sinkenden aus dem Wasser und fragt ihn, warum er gezweifelt habe. Im Zuge unserer Vorbereitungen konzentrierten wir uns vor allem auf die tiefenpsychologische Exegese (Auslegung der äußeren Handlung in Bezug auf die damit gemeinten inneren, seelischen Prozesse), wie wir im Unterricht bei Eugen Drewermann gelesen hatten. So ist die aufgewühlte See ein Sinnbild für den Zweifel und die Angst, in der wir zu „versinken“ drohen, die uns manchmal bis zum Halse steht. Jesus dagegen symbolisiert das Ziel, auf das hin sich ein Mensch orientiert: ein erfülltes Leben, das je nach Lebensphase unterschiedliche konkrete, persönliche Ziele beinhalten kann, die wir in unsere Auslegung mit einbeziehen wollten. Einige der Ziele und Wünsche waren speziell auf die beiden Kinder bezogen, die im Rahmen dieses Gottesdienstes getauft wurden. Da die tiefenpsychologische Bibelauslegung verschiedene Personen einer Geschichte als verschiedene innere Stimmen einer Person deutet, entschieden wir uns, zwei Personen, eine weiß, die andere schwarz gekleidet, die inneren Stimmen des Petrus darstellen zu lassen; die eine zweifelnd: „Ich schaff das nicht!“, die andere ermutigend: „Du schaffst das!“ Petrus schafft es mit Jesu Hilfe, wieder in eine Haltung des Vertrauens zu gelangen und so seine Angst zu überwinden. Als kleine Abschlussaktion verteilten alle Mitwirkenden, also die Jünger, Jesus, Petrus usw. kleine Zettel mit Bibelversen, in denen es um Vertrauen geht, an die Gottesdienstbesucher.

Der Gottesdienst verlief dank der zahlreichen Proben wie geplant. Anschließend gab es eine Art Frühstück im Stil Luthers: Schmalz- und Käsebrot sowie Wasser, Apfelsaft und Bier. In dieser gemütlichen Runde wurden uns dann noch von den Pastoren, Ehepaar Lage, kleine Playmobil Lutherfiguren überreicht. Ein schönes Zeichen und eine nette Erinnerung an unsere Laienkanzel und das Lutherjahr 2017.

Bente Tewes